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Newsartikel

Das war der TÜV AUSTRIA Sicherheitstag 2019

  •   04.11.2019
  •   Marketing Business Assurance
  •   Erstellt von TÜV AUSTRIA Akademie

Wer gesund ist, kann gut arbeiten. Nicht immer sind die Bedingungen am Arbeitsplatz gesundheitsfördernd. Was Betriebe im Krisenfall tun können, zeigte der TÜV AUSTRIA Sicherheitstag am 24. Oktober in Vösendorf.

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Längst bestimmen Smartphones den Arbeitsalltag und die zunehmende Mensch-Roboter Kollaboration stellt Arbeiternehmer und Arbeitgeber vor neue Herausforderungen. Die Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld und die daraus abzuleitende Arbeitsschutzmaßnahmen sind vielschichtig.

Alles automatisch?
Arbeitssicherheit muss heute, aufgrund der Werteverschiebung von Produktivität hin zu Sicherheit, anders gesteuert werden: Verantwortung und Druck für bzw. auf den einzelnen Arbeitnehmer steigen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem freiwilligen Unterlaufen des Schutzniveaus führen. Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Muskel- und Skeletterkrankungen, stößt man auf ein interessantes Paradoxon. Obwohl sich die technischen und ergonomischen Arbeitsbedingungen stetig verbessert haben, ist die Anzahl an Krankenstandtagen, bedingt durch Muskel- und Skeletterkrankungen, gestiegen. Die negativen Auswirkungen betreffen nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die Psyche. Der Tipp des Arbeitsinspektors: Ein Mix aus Sitzen, Gehen und Stehen während der Arbeit oder wechselnde Tätigkeiten können zur Prävention beitragen.

Auf die richtig Lagerung kommt es an.
Mit 1.1.2019 trat die neue Aerosolpackungslagerungsverordnung (APLV) in Kraft. Gleichzeitig wurde die Druckgaspackungslagerungsverordnung (DGPLV) außer Kraft gesetzt. Unter welchen Bedingungen eine Lagerung im Sinne dieser Verordnung vorliegt bzw. nicht vorliegt, erklärte der fachliche Leiter des Sicherheitstechnischen Zentrums des TÜV AUSTRIA. Im Vergleich zur alten DGPLV sieht die neue APLV Ausnahmemöglichkeiten für die Zusammenlagerung mit brennbaren Flüssigkeiten vor, die Genehmigungspflicht von Lagermengen ab 5000 kg Nettogewicht pro Brandabschnitt sowie den Entfall spezieller Anforderungen an Verkaufsregale. Erleichterungen dürfen die Schlüsselkräfte der Arbeitssicherheit in Zukunft bei der Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten erwarten. Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF) wurde an neue Begrifflichkeiten (z. B. CLP, ATEX) angepasst und befindet sich derzeit in der Entwurfsphase. Was Unternehmer erwarten dürfen: Vereinfachungen in der Verwaltung, wirtschaftliche Erleichterungen und mehr Rechtssicherheit.

Die Sicherheitsfachkraft – ein wichtiger Berater, auch im Brandschutz
Als Schlüsselkräfte der Arbeitssicherheit haben Sicherheitsfachkräfte eine beratende Funktion. Oft sind sie zugleich auch Brandschutzbeauftragte, haben also eine Mehrfachfunktion. Was Sicherheitsfachkräfte und Brandschutzbeauftragte in rechtlicher und organisatorischer Hinsicht gemeinsam haben und was sie unterscheidet, beleuchtete der TÜV AUSTRIA-Fachmann für Brandschutz. Sicherheitsfachkräfte genießen im Vergleich zu Brandschutzbeauftragten eine weitaus längere Ausbildung, über Brandschutz lernen sie äußerst wenig. Brandschutzbeauftragte erfahren wiederum kaum etwas über Sicherheitsfachkräfte. Während Brandschutzbeauftragte die Regelungen in den Technischen Richtlinien für Vorbeugenden Brandschutz anzuwenden haben, gelten für Sicherheitsfachkräfte Gesetze (ASchG) und Verordnungen (AStV, AM-VO). Haben Sicherheitsfachkräfte keine Brandschutzausbildung, kann dies zu Problemen führen. Der „Feuerexperte“ rät den Betrieben zu besserer Kommunikation und mehr Verständnis untereinander sowie zur Erstellung eines Fahrplans für betrieblichen Brandschutz.

Der Arbeitsschutzmanager – mehr als ein Berater, nicht nur im Arbeitnehmerschutz
Das Wissen und die Fähigkeiten einer Sicherheitsfachkraft tragen maßgeblich zur Einhaltung der Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutzvorschriften bei. Mit der neuen Ausbildung zum zertifizierten Arbeitsschutzmanager der TÜV AUSTRIA Akademie, die auf der Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft aufbaut, setzen Betriebe einen anerkannten Standard im Arbeitnehmerschutz. Denn ein zertifizierter Arbeitsschutzmanager bringt den Betrieben eine Reihe von Vorteilen: Als Schnittstellenmanager zeigt er Synergien und Optimierungspotentiale im Unternehmen auf, bringt mehr Wissen im Bereich der gesetzlichen Regelungen mit und besitzt die erforderliche Entscheidungskompetenz, Verbesserungen durchzusetzen. Fazit: Sicherheit und Gesundheit werden gestärkt, Kosten reduziert.

Krisen erfolgreich managen
Unverhofft kommt öfter als erhofft. Wie können Betriebe Krisen erfolgreich abwenden? Dies zeigte der Leiter des Instituts für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie. Die Bildung von Krisenstäben hilft bei der Bewältigung von plötzlich auftretenden Ereignissen (z. B. Blackout) oder geplanten Ereignissen (z. B. Jubiläumsfeier). Ein Stab ist ein Projektteam, das von einem Stabsleiter geführt wird, der den Entscheidungsbefugten berät. Dieser wird immer dann eingesetzt, wenn der Entscheider nicht über das erforderliche Wissen verfügt, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Wichtig: Im Krisenfall spielt der Faktor Zeit die entscheidende Rolle, denn Entscheidungen müssen rasch getroffen werden. Der Prozess, der dieser Form der Entscheidungsfindung zugrunde liegt, heißt „Regelkreis der Führung“ (Prinzip der Einsatzkräfte). Auf die Lagefeststellung folgt die Lagebewertung, die dem Stabsleiter als Basis zur Planung der Durchführung dient und in die Auftragserteilung mündet. Der Erfolg des Krisenmanagements hängt letztendlich davon ab, wie gut das auswählte Stabspersonal miteinander kooperiert.

Die Leber wächst mit ihren Aufgaben
Alkohol gilt als legale Droge Nummer eins in Österreich. Welche Mythen sich rund um dieses prekäre Thema ranken und wie Betriebe mit Alkohol richtig umgehen sollten, lieferte der Vortrag der Suchmittelexpertin des Anton-Proksch-Instituts. Wahr ist, dass Alkohol Gehirnzellen abtötet und weder fettes Essen, Kaffee oder etwas Schlaf noch schweißtreibende Tätigkeiten zu einem schnelleren Abbau von Alkohol im Blut führen. Erhöhter Alkoholkonsum von Mitarbeitern führt zu häufigeren und längeren Krankenständen, sinkender Produktivität, steigenden Unfallzahlen und frühzeitigen Personalaustritten in den Betrieben. Was auffällt ist, dass in bestimmten Branchen der Alkoholkonsum besonders hoch ist. Spitzenreiter sind das Baugewerbe, der Sicherheitsdienst, die Gastronomie und der öffentliche Verkehr. Was können Betriebe tun? Ein „Nein“ des Dienstgebers zu Alkoholkonsum während der Arbeitszeit oder die Aussprache mit dem Betroffenen entlasten nicht nur dessen Leber, sondern auch die „Payroll“ des Dienstgebers.

Multitasking – das Gehirn ist kein Computer
Auch der Mythos Multitasking hält sich hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Fakt ist, dass das Gehirn Dinge nur seriell abarbeiten kann und es Multitasking daher per se nicht gibt. Dies gilt für Männer genauso wie für Frauen. Der Begriff stammt aus der Computer-Branche (Mehrkernprozessor), bei Menschen bedeutet es ein Umschalten zwischen verschiedenen Aufgaben. Versucht man, mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu verrichten, steigt der Grad an Unachtsamkeit, eine der häufigsten Unfallursachen am Arbeitsplatz. Anders ausgedrückt: Ständiges Umschalten führt zu Unterbrechungen, die, wenn sie nicht geplant sind, mit erhöhter Stressbelastung und Burnout einhergehen. Aktuelle Studien belegen, dass das sog. „Checking Behaviour“ immer mehr zur sozialen Norm wird. „Fear-of-missing-out“ bildet die Extremform dieses Verhaltens, das durch die Furcht vor Ablehnung genährt wird. Wie kann man sich permanenter Reizüberflutung am Arbeitsplatz entziehen? Automatische Benachrichtigungen abstellen, einen analogen Wecker verwenden und digitale Detoxzeiten schaffen sind leicht umsetzbare Tipps.  – Dann wird man nicht zum „Smobie“ (Smartphone-Zombie.)

Absolut konzentrationsfördernd und garantiert suchtmittelfrei war das „Best-Of“ aus dem aktuellen Programm "Schwarz-Weiß" von Kabarettist Clemens Maria Schreiner.

Am Podium waren:
Mag. (FH) Christian Bayer (TÜV AUSTRIA), DI Ernst Piller (BMASGK – Zentralarbeitsinspektorat), Ing. Hellfried Matzik (TÜV AUSTRIA), Ing. Dominik Haindl (Lumpi-Berndorf Draht- und Seilwerk GmbH), Oberst Christian Rennhofer MSD, MBA MA (Theresianische Militärakademie), Clemens Maria Schreiner, Mag. Dr. Ute Andorfer (Anton-Proksch-Institut), SV Ing. Martin Swoboda (TÜV AUSTRIA), Mag. Dr. Oliver Scheibenbogen (Sigmund Freud Universität Wien)

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