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Newsartikel

Der TÜV AUSTRIA Brandschutztag 2016: Der Faktor Mensch

  •   22.03.2016
  •   Business Assurance
  •   Erstellt von TUEV AUSTRIA Akademie

Menschliches Fehlverhalten ist eine allzu häufige Brandursache, Fahrlässigkeit führt zu Schäden in Millionenhöhe und manchmal leider auch zu Todesfällen. Dies kann verhindert werden. Murphys Law kann umgegangen werden.

Wie das geht, davon berichteten die Experten am TÜV AUSTRIA Brandschutztag in der Pyramide Vösendorf. 

Über 350 Teilnehmer/innen besuchten den TÜV AUSTRIA Brandschutztag 2016, der von der TÜV AUSTRIA Akademie auch dieses Jahr wieder im Austria Trend Eventhotel Pyramide ausgerichtet wurde. 20 namhafte Aussteller komplettierten den Expertentag mit gut sortierten Ständen, die in den Pausen das Fachwissen der Anwesenden noch mehr erweiterten.

Was vom Feuer übrig bleibt
Hinterher ist man immer klüger. Das weiß auch der Kriminalist Frank D. Stolt, der am TÜV AUSTRIA Brandschutztag aus seinem Erfahrungsschatz schöpfte und tiefe Einblicke in die Arbeit eines Brandermittlers bot. Die Hauptursache von Bränden wäre der Mensch, so Stolt. Aus Fahrlässigkeit und Unkenntnis der geltenden Normen würden die Brände entstehen, und nur weil ‚noch nie etwas passiert ist‘, heißt das noch lange nicht, dass auch in Zukunft nichts passiert. Der Konjunktiv ‚es könnte brennen‘ wiegt in falsche Sicherheit – was brennen kann, das brennt auch irgendwann, führt Stolt anhand von zahlreichen Beispielen aus.
Sein Appell an die Brandschutzbeauftragten: Arbeiten Sie mit den Brandermittlern und der Polizei zusammen und unterschreiben Sie keine Verschwiegenheitsklausel des Unternehmens, die Sie daran hindern würde. Auch wenn Brandschutzbeauftragte nicht mit der Polizei sprechen – mit der Staatsanwaltschaft müssen sie es.

Es hat gefunkt
Nicht nur der Brandermittler beschäftigt sich damit, wie es zu einem Brand gekommen ist. Auch Marc Eder von Denios zeigte am TÜV AUSTRIA Brandschutztag in seinem Experimentalvortrag, welche Gefahren am Arbeitsplatz lauern können, wenn Stoffe nicht korrekt gelagert wurden und der Müll nicht ordentlich getrennt und entsorgt wurde. Um das Gefahrendreieck von brennbarem Stoff plus Sauerstoff plus Zündquelle zu veranschaulichen, mischte Eder munter brennbare Flüssigkeiten im richtigen Verhältnis und erzeugte zum allgemeinen Erstaunen Stichflammen und Explosionen.  Sein Fazit: Eigenverantwortung übernehmen! Kollegen und Vorgesetzte auf Fehler und Mängel hinweisen – nur wer ein Bewusstsein für die Gefahren entwickelt, kann Brände verhindern.

Was Sie wissen sollten
Dass es zu Murphys Law gar nicht erst kommt – das ist Aufgabe des Brandschutzbeauftragten. Es kann nicht schiefgehen, was richtig verstanden und umgesetzt wurde: die Normen. Diese beschäftigten am TÜV AUSTRIA Brandschutztag auch Ing. Leo Ballek, der im TRVB-Arbeitskreis mitarbeitet und den TeilnehmerInnen die Neuigkeiten daraus vorstellte. Besonderes Augenmerk legte er in einem anderen Vortrag auf die Anforderungen bei Leitungen und deren Durchführungen, die in der TRVB 110 B festgelegt sind.

Umbau geplant?
Der Bestandsschutz und die Nachrüstpflicht – das Thema ist ein Dauerbrenner. Richter i.R. Dr. Alfred Popper macht darauf aufmerksam, welche Normen Beauftragte kennen sollten: Die B 1300, 13001, die Betreiberverantwortung GEFMA 190 FMA, die Gebäudehaftung, die neuen Gesetze zur Barrierefreiheit – alles könnte nochmal wichtig werden, vor allem, wenn es um behördliche Bescheide geht. Diese können abgeändert werden, so Dr. Popper, der darauf hinwies, dass man sich nur auf Bescheide verlassen kann, wenn eine dokumentierte Gefahrenanalyse besagt, dass nach einem Umbau keine Gefahr besteht. Hinsichtlich des Brandschutzes sind vor allem die Brandschutzkonzepte, die Fluchtwege und die Brandmeldeanlagen zu prüfen.

Mehr Licht, weniger Sauerstoff
Apropos Brandmeldeanlage: Die Schnittstelle zwischen Sicherheitsbeleuchtung und Brandmeldeanlage erklärte DI Erich Hofer vom TÜV AUSTRIA. Wer Sicherheitsbeleuchtungen mit einer Bereitschaftsschaltung betreibt, der muss laut ÖVE/ÖNORM E 8002 mit Ansprechen des Brandmelders die Sicherheitsbeleuchtung aktivieren. Wie die dazu gehörenden Batterien laut Norm gelagert werden sollen und welche Anforderungen an die Batterieräume gestellt werden, legte der Referent ebenfalls dar.

Nach der Brandmeldeanlage kommt die Löschanlage zum Einsatz, zum Beispiel eine automatische Löschanlage, die jedoch ihre Anwendungsgrenzen hat und im Falle einer Sprinkleranlage unter Umständen zu Überflutungen führen kann. Ing. Leo Ballek stellte in seinem Vortrag eine mögliche Lösung vor: Die Sauerstoffreduktionsanlage, die mittels Stickstoff die Entstehung eines Brandes verhindert. Für die Errichtung einer SRA ist jedoch ein Betriebsanlagenbewilligungsverfahren nötig, da sie für Personen gefährlich werden kann. Für Anlagen ohne ständige Arbeitsplätze im geschützten Bereich kann eine SRA jedoch gut eingesetzt werden (Archive, Lagerbunker, Gefahrstofflager).

Zukünftige Herausforderungen
Was bringt die Zukunft? Neue Gefahren lauern in neuen Technologien, beispielsweise in Photovoltaikanlagen, wie SV Ing. Martin Swoboda in seinem Vortrag ausführte. Für die Feuerwehr sind große, verbaute Flächen auf Dächern ‚suboptimal‘, da im Falle eines Brandes mit herabfallenden Teilen zu rechnen und der Gefahrenbereich nicht abschätzbar ist. Brände sind in diesem Zusammenhang nicht selten – Überspannung, Tierverbiss, der Isolationsschäden auslöst oder Sturm können nur einige der Gründe dafür sein. Die Lösung könnte in neuen Photovoltaikanlagen liegen, die durch Knopfdruck abschaltbar sind – die sind zwar teurer, aber auch sicherer.

TÜV AUSTRIA Brandschutztag 2016

v.li.n.re.: Alessandra Töpfer, Martin Schmutzer, Ing. Leo Ballek, Ing. Martin Swoboda, Frank D. Stolt

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