Zum Hauptinhalt springen

Newsartikel

Gebäude im Visier: Alles smart, oder?

  •   22.11.2019
  •   Marketing Business Assurance Infrastructure & Transportation
  •   Erstellt von TÜV AUSTRIA Akademie

Der TÜV AUSTRIA Tag der Facility- und Gebäudemanager/innen nahm am 12. November im SK Rapid Allianz Stadion das Thema Gebäudesicherheit genauer unter die Lupe – und warf einen Blick auf digitale Zukunftsszenarien.

Der digitale Brückenschlag vom Smart Home zum Smart Building ist nur einen „Fingertip“ entfernt, gleichzeitig nimmt die Menge an „Touchpoints“ zu. Die Rolle der Facility- und Gebäudemanager wächst mit steigender Komplexität: Gebäudesicherheit, Datenschutz und der Wohlfühlfaktor für Gebäudenutzer sind zentrale Themen, die Gebäudeverantwortliche beschäftigen.

Erlebnis Gebäude – alles sicher?
Dass der moderne Nutzer von Gebäuden eine hohe Erwartungshaltung hat, die es zu erfüllen gilt, konnten die Tagungsbesucher am Tagungsort, dem Allianz Stadion inmitten von Wien, am eigenen Leib erfahren. Wie sieht das Gebäudemanagement der Zukunft aus? Welche Rolle werden Facility Manager innehaben? Das aktuelle White Paper der IFMA Austria gewährte einen Blick in das Jahr 2030. Trends wie Beschleunigung, digitale Transformation oder Dekarbonisierung haben einen maßgeblichen Einfluss auf Position und Aufgaben des Facility Managers. Der SK Rapid ist bereits auf den Zug der Digitalisierung aufgesprungen: Er investiert schon jetzt in neue Projekte wie einem Innovation Lab oder neuen Hospitality-Konzepten. Gebäudenutzer wollen mit Getränken und Snacks versorgt werden, Besprechungen sollen effizient abgewickelt werden und die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln optimal sein. Dies alles – auch in Bezug auf die Gebäudesicherheit – unter einen Hut zu bringen, erfordert eine andere Art der Rollenverteilung: Wird der Facility Manager des Jahres 2030 Teil der Geschäftsleitung oder sogar HR-Manager sein? Vieles spricht für diese These, ob sie zur Realität geworden sein wird, wird der Expertentag im Jahr 2030 zutage bringen.

Smarte Gebäude, smarte Daten
Wie verhält es sich mit dem Datenschutz in Gebäuden in einer komplett vernetzten Welt? Dies klärten die Experten für Bau- und Gebäudetechnik und nahmen die Tagungsteilnehmer auf eine smarte Reise mit. Von Alexa und Co. sanft geweckt und vom Routenplaner via Smartphone optimal durch die Großstadt geleitet, betritt der Gebäudenutzer seine Arbeitsstätte, das „Smart Building“. Dank Zutrittskontrollen-Management des Facility Managers betritt er via „Key Card“ das Gebäude, wo bereits der Empfang mit einer dampfend heißen Kaffeetasse auf ihn wartet. Fiktion oder Wirklichkeit? Fakt ist, dass personenbezogene Daten im Gebäudebetrieb laufend verarbeitet werden. Besonders in der Gebäudetechnik kommt es häufig zu einer versteckten Anwendung von Daten. Sobald sich z. B. ein Mobiltelefon eines Mitarbeiters automatisch mit dem WLAN des Unternehmens verbindet, können Informationen mitgeloggt werden. „Touchpoints“ (Berührungspunkte) entstehen und führen zu Problemzonen hinsichtlich Datenschutz. Die Verwendung von USB-Sticks, Filesharing-Systemen oder sozialen Netzwerken sollte mit Vorsicht genossen werden. Eine smarte Passwort-Policy oder das sofortige Shreddern von Dokumenten mit sensiblen Daten verschaffen smarte Abhilfe.

Um Daten geht es auch bei einem relativ neuen Instrument in der Baubranche, einer Software zur Planung, Errichtung und der Inbetriebnahme von Immobilien, dem „Building Information Modeling“ (BIM). Als kooperative Arbeitsmethode für alle Bauprojekt-Beteiligte bietet es die Chance, Kosten und Risiken deutlich zu reduzieren und die Transparenz zu erhöhen. Erforderliche Daten (z. B. geometrische Daten, Sensordaten, Dokumente) werden erhoben und in einer gemeinsamen Datenplattform gespeichert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Informationsaustausch und Datenqualität werden verbessert, die Planungsgenauigkeit erhöht und Fehler aufgrund von 3D-Visualisierungen reduziert. Dies führt zu höherer Qualität und Effizienz während des gesamten Planungs- und Bauprozesses. Der BIM-Profi weiß: Nimmt man Mehrkosten in der Planungsphase in Kauf, hat man um ein Vielfaches weniger an Kosten in der Bau- bzw. Nutzungsphase. Auch wichtig: Die wahren Endkunden des BIM finden sich oft im laufenden Gebäudebetrieb. Ist der Weg vom BIM zum FIM (Facility Information Management) vorprogrammiert?

Blackout – Vorsorge ist kein Luxus.
Was passiert, wenn Strom und Infrastrukturen plötzlich, überregional und lang andauernd ausfallen? Der Blackout-Profi weiß, worauf es ankommt und rät zur Vorbereitung auf den Ernstfall. Ein Blackout ist kein fiktives Szenario, sondern jederzeit möglich. Es verläuft in mehreren Phasen: Gerade am Anfang ist schwer abzuschätzen, wie lange der Ausfall dauern wird. Ist die Stromversorgung innerhalb der nächsten 1-2 Tagen wieder da, sollte auf jeden Fall abgewartet werden, Maschinen z. B.  keinesfalls wieder auf 100% hochgefahren werden. Selbst wenn der Strom wieder da ist, können sich rund 3 Millionen Menschen spätestens ab dem 4. Tag nicht mehr ausreichend selbst versorgen. Was können wir tun? Über Radiofunk (Ö3) über die Lage informieren, Eigenversorgung (Konserven, Medikamente) für sich selbst und Familienangehörige für 2 Wochen organisieren, einen betrieblichen/privaten Kommunikationsplan erstellen (Wer macht was?) und Folgen abschätzen. Ein kurzer Stromausfall kann bereits massive Auswirkungen auf das Funktionieren von Hardware, Notstromaggregaten, Aufzügen, Kälte- und Klimageräten, Beleuchtung und Treibstoff haben. Wussten Sie, dass man ein Blackout an der Verkehrsberichterstattung über zahlreiche Tunnelsperren erkennt?

Betreiberpflichten richtig managen
Betreiber von Gebäuden haben eine Menge an Pflichten zu erfüllen, die in unterschiedlichen Regelwerken diverser Rechtsbereiche geregelt sind. Zu den sieben wichtigsten zählen Sicherheit, Organisation, Auswahl, Unterweisung, Kontrollen, Disziplinarmaßnahmen und Dokumentation. Geht es um die Einhaltung von Prüffristen, empfehlen die Fachexperten für Bau- und Gebäudetechnik die Einführung eines Prüfmanagementsystems. Der Prüfnachweis dient dabei als Dokumentationsgrundlage, welche Gebäudeteile von wem zu welchem Zeitpunkt überprüft wurden und welche Mängel behoben wurden. Auf welche Punkte sollen Betreiber bei der Umsetzung besonders achten? Auch dazu wussten die Gebäudeprofis Rat: Klären, wer für vermietete oder gemietete Bereiche zuständig ist, festlegen, in welcher Form Prüfpflichten festgehalten und nachverfolgt werden sollen und den Faktor Zeit berücksichtigen. Objektsicherheitsbeauftragte unterstützen Betreiber zusätzlich. Als Schnittstelle zum Objektsicherheitsprüfer erkennen sie sicherheitsrelevante Mängel und reduzieren somit das Haftungsrisiko der Betreiber.

Im Bereich Brandschutz spielt die Einhaltung von Prüfpflichten- und fristen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Geht es um technische Brandschutzanlagen wie z. B. Brandmeldeanlagen, sind die Bestimmungen gemäß „Technische Richtlinien Vorbeugender Brandschutz, kurz TRVB, einzuhalten. Demnach sind Betreiber von Brandmeldeanlagen u. a. zu regelmäßigen Sichtkontrollen verpflichtet, die den Ist-Zustand sicherstellen sollen. Die Top-Tipps des Sachverständigen für Brandschutz lauten: Fluchtwege und Notausgänge kennzeichnen und einen Evakuierungsplan bereithaben.

Spiel und Spaß: Wofür haften Betreiber?
Spielplätze von heute sehen anders aus als vorgestern. Das Spielangebot hat sich verändert und demnach auch die Anforderungen an sichere Spielplätze: Sie gleichen einem Balanceakt zwischen der Notwendigkeit, selbst einschätzbares Risiko anzubieten und der Notwendigkeit, Kinder vor schwerwiegenden Verletzungen zu schützen. Der Sicherheitsexperte für Spiel-, Sport- und Freizeitgeräte fasste zusammen, auf was Betreiber von Spielplätzen, Bewegungsspielräumen, Fitnessgeräten im Außenbereich, Funcourts und Skateparks in rechtlicher Hinsicht zu beachten haben. Diese sind von der CE-Kennzeichnung ausgenommen und bedürfen bei gewerblicher Nutzung einer Betriebsanlagengenehmigung. Für Bäder gelten spezielle Bestimmungen wie z. B. die Prüfung auf Nutzungssicherheit und die Prüfung der Risiken. Für Betreiber von Spielplätzen gilt: Die jährliche Hauptinspektion ist das wichtigste Instrument für mehr Sicherheit – und weniger Haftungspflicht für Schäden.
 
Das grün-weiße Stadionerlebnis
Die Verantwortlichen des SK Rapid Allianz Stadions haben seit der fulminanten Eröffnung im Juli 2016 alle Hände voll zu tun. Will man den rund 900.000 Rapid-Begeisterten das perfekte Stadionerlebnis bieten, bedarf es einer exakten Zeit- und Ressourcenplanung, wer wann was bis zu welchem Zeitpunkt zu erledigen hat. Zu den größten Herausforderungen zählen laut Stadionmanager der überaus hohe Reinigungs-, Wartungs- und Reparaturaufwand. Nicht nur das Stadion selbst, sondern auch der Innenbereich mit seinen zahlreichen Veranstaltungsflächen und der Außenbereich müssen von den Abfällen begeisterter Fans gereinigt und Instandhaltungsarbeiten exakt eingetaktet werden. Dabei bedarf der Rasen besonderer Pflege: Ein ausgeklügeltes Bewässerungs- und Beleuchtungssystem hält den Rasen gesund. Wie stark das SK Rapid Allianz Stadion dem Schrei nach Digitalisierung folgen wird, sei dahingestellt. Getestet wird zur Zeit der „Rapid Schani“, eine App, mit der sich die Besucher Essen und Getränke zum Platz bringen lassen können. Absolut zeitgemäß erscheint jedenfalls der bargeldlose Zahlungsverkehr und die beiden Videowalls, die jedes Fußballerherz höherschlagen lassen.

Nicht minder beeindruckend war die abschließende Führung durch die grün-weißen Hallen des Stadions. Die Tagungsbesucher erhaschten einen Blick hinter die Kulissen: vom Pressebereich über die Umkleidekabinen bis hin zur Flash Zone war alles in der Erkundungstour inbegriffen. Wussten Sie, dass Fußballer im Durchschnitt alle zwei Wochen ihre Fußballschuhe wechseln?

Der Expertentag, der von der TÜV AUSTRIA Akademie erstmals veranstaltet wurde, punktete außerdem mit vielen praktischen Tipps und Zeit zum Vernetzen im fast ganz neuen, grün-weißen Allianz Stadion.

Am Podium:
Christoph Peschek (Geschäftsführer, SK Rapid GmbH), Christian Bayer (Geschäftsführer, TÜV AUSTRIA Akademie), Manuel Radauer (Präsident, IFMA Austria), Wolfgang Gschmeidler (Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger Facility Management, Advanced Building Control), Herberg Saurugg (Experte für Blackout-Vorsorge), Stefan Pfefferer (Leiter Bau- und Gebäudetechnik, TÜV AUSTRIA), Christian Wimmer (Gerichtssachverständiger Facility Management, cwi solutions), Andreas Kloiber (Sachverständiger Bau- und Gebäudetechnik, TÜV AUSTRIA), Markus Ully (Prüfmanagement, TÜV AUSTRIA), Mario Kremnitzer (Sachverständiger Brandschutz, TÜV AUSTRIA), Robert Terp (Sachverständiger Spiel-, Sport- und Freizeitgeräte, TÜV AUSTRIA), Bernd Kreuzinger (Direktor, Stadionmanagement Rapid)

  •   | Drucken
to top