Lebensmittelhandelsketten investieren in Energiemanagement
- 26.04.2016
- Erstellt von Christiane Reitshammer
Die drei großen Umweltschutzorganisationen Greenpeace, WWF und GLOBAL 2000 haben anlässlich der Klimakonferenz in Paris auch Unternehmen aufgefordert, sich engagierte Klimaziele zu stecken. Vorbildhaft sind dabei die größten österreichischen Supermärkte, die bereits Energiesparmaßnahmen wie LED-Lampen, Wärmerückgewinnungsanlagen und ökologische Gebäudestandards nutzen.
Durch das Bundesenergieeffizienzgesetz (EEffG) sind große Unternehmen verpflichtet, Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz zu setzen. Zu einem erfolgreichen, systematischen Energiemanagement gehören eine kontinuierliche Identifizierung von Energieeinsparungspotenzialen, eine effiziente Verwendung von Energie, die Suche nach alternativen/erneuerbaren Energiequellen und die Bewusstseinsbildung und Schulung der Mitarbeiter in den Unternehmen.
Eine Zertifizierung nach EN ISO 50001 unterstützt die Unternehmen bei diesen Bemühungen. Die größten österreichischen Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen SPAR Österreichische Warenhandels GmbH, REWE International AG, Hofer KG und die Pfeiffer Gruppe haben die TÜV AUSTRIA Business Area Life, Training, Certification bereits damit beauftragt, diese durchzuführen. „Den Weg der Zertifizierung zu gehen, hat sicherlich damit zu tun, dass Energiesparen in diesen Organisationen bereits lange vor dem Inkrafttreten des EEffG sehr wichtig war“, erklärt Werner Gargitter, Lead Auditor des TÜV AUSTRIA. „Energieeffizienz ist ein wesentlicher Faktor für eine nachhaltige Entwicklung, welche in allen vier Organisationen bereits seit einigen Jahren einen fixen Bestandteil der Unternehmenssteuerung darstellt.“
Vom Lager bis zur Kassa
Im Zuge des Audits begutachtete das TÜV AUSTRIA-Team neben den Planungs- und Steuerungsprozessen in den Konzern-zentralen auch einzelne Lagerstandorte (inkl. Lkw-Fuhrparks und Kühlhallen), Produktionsbetriebe und zahlreiche Verkaufsfilialen. Energiemanager in den Betrieben und die jeweiligen Unternehmensführungen formulieren dabei die mittel- und langfristigen Energieeinsparziele. Es werden Teams gebildet, regelmäßig interne Energie-Checks durchgeführt und Mitarbeiter geschult.
Top-Prioritäten sind Investitionen in Energie einsparende Technologien wie z. B. sparsame Kühlvitrinen und -regale, Wärmerückgewinnung aus den Kälteanlagen als Ersatz für konventionelle Heizungsanlagen oder LED-Beleuchtung in den Filialen und Lagern. Einen wesentlichen Bestandteil der Energiemanagementsysteme bilden auch die Energiemonitoring- und -controllingsysteme, die in den jeweiligen Unternehmen etabliert wurden. Grundlegende Sanierungen von Filialen bzw. der Bau von modernen Supermärkten und Lagern („Green buildings“) leisten natürlich einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des Gesamtenergieverbrauchs.
„Die Handelsunternehmen unterstreichen mit den durch TÜV AUSTRIA zertifizierten Energiemanagementsystemen ihre gesellschaftliche Verantwortung hinsichtlich Klimaschutz und Energieeffizienz“, so Gargitter. Im Unterschied zu den gemäß EEffG möglichen externen Energieaudits (alle vier Jahre, ohne Verpflichtung zur Umsetzung von Energiesparmaßnahmen) stellen sich diese vier Organisationen jährlich wiederkehrenden Überwachungsaudits und müssen von Überprüfung zu Überprüfung realisierte und geplante Energiesparmaßnahmen vorweisen können.
„TÜV AUSTRIA CO2-neutral“
Die Firma Hofer wirbt zudem mit dem Hinweis „Wir arbeiten CO2-neutral“. Seit 2013 verwendet Hofer eigenen Angaben zufolge ausschließlich Grünstrom aus Österreich und hat mittlerweile verschiedene Modernisierungen und Technologien umgesetzt. Der CO2-Fußabdruck („Carbon Footprint“) konnte so deutlich reduziert werden. Die verbleibenden ca. 30.000 Tonnen CO2 sollen nun durch die Unterstützung von verschiedenen Klimaschutzprojekten in Österreich und im Ausland kompensiert werden. Die Prüfung von Treibhausgasemissionen unternimmt dabei die Business Unit Umweltschutz der TÜV AUSTRIA Industry & Energy.
Im Bereich Lebensmittelhandel ist die Unit Umweltschutz seit Herbst 2015 für die Hofer KG tätig, wie TÜV AUSTRIA-Fachmann Walter Koch, bei Hofer für „Zertifizierung CO2-Emissionen“ verantwortlich, ausführt. Zu den Aufträgen zählte etwa bisher die Prüfung der CO2-Emissionen im Betrieb des neuen Filialkonzeptes (Filiale Bergland/Wieselburg) mit dem Logo „TÜV AUSTRIA CO2-emissionsfrei im Betrieb“. Weiters standen die CO2-Emissionen der Hofer KG Österreich anhand der vom Unternehmen erstellten Treibhausgasbilanz (Filialen, Verteilzentren sowie Transport von den Verteilzentren zu den Filialen) im Detail im Fokus. Daran anschließend wurden die Investitionen in Klimaschutzprojekte für die ermittelten CO2-Emissionen (Plandaten für CO2-Emissionen im Jahr 2016) im Detail geprüft bzw. durch ein Zertifikat bestätigt (TÜV AUSTRIA CO2-neutral mit Kompensation).Bei Hofer resümiert man die TÜV AUSTRIA-Expertise jedenfalls zufrieden: „Die Fachleute gehen ins Detail, bringen Verbesserungen ein und bemühen sich neben der Zertifizierung das Unternehmen weiterzubringen.“
Über ISO 50001
In Summe beinhalten die ISO 50001 Zertifizierungen der vier Unternehmen (SPAR, Hofer, Rewe, Pfeiffer) in ihrem Geltungsbereich mehr als 3.000 Lebensmittelfilialen im Inland und mehr als 100 in Ungarn, rund 650 Parfümerieshops, etwa 100 Sportartikelshops in Österreich und Deutschland, ca. 20 Großhandelsmärkte, rund 20 Zentrallager, sechs Fleischwerke, ein Weingut sowie eine Schokoladefabrik.