TÜV AUSTRIA Kälte Klima Fachtage: Die Menge macht‘s
- 22.03.2016
- Business Assurance
- Erstellt von TUEV AUSTRIA Akademie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die neuen Grenzwerte zu erfüllen. Welche das sind, erfuhren die Teilnehmer auf den 1. Kälte Klima Fachtagen.
Die neue F-Gase-Verordnung beschäftigt die Kälte- und Klimabranche. Eine neue Gewichtung von Kältemittelfüllmengen, die stufenweise Reduzierung der Mengen der in Verkehr gebrachten teilfluorierten Kohlenwasserstoffe, die wenigen Alternativen, die sich dadurch ergeben – all das bereitet den Gewerbetreibenden Kopfzerbrechen. Welche Kältemittel dürfen ab 2020 noch verwendet werden? Welche sind sinnvoll? Was ist bei der Bewilligung neuer Anlagen zu beachten? Diesen Fragen stellten sich die Experten Mitte März im Austria Trend Eventhotel Pyramide.
Es gibt keine Universallösung für den Umstieg auf ein alternatives Kältemittel - alle haben Vor- und Nachteile. Einst waren 154 Stoffe zwar als Kältemittel geeignet, aber nicht gerade nachhaltig. Heute bleiben 8 Elemente, die sich als Kältemittel-Moleküle hinsichtlich Sicherheit, Vermeidung des Ozonabbaus und des Treibhauseffektes eignen. ‚Kältemittel sind ein wertvolles Gut‘, so Dr. Rainer Jakobs vom Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Verein. ‚Und in Zukunft werden sie immer wertvoller.‘
Die gute Nachricht: Die Lösungsansätze sind vielfältig. Bei der Planung neuer Projekte sollte der Energieverbrauch als wichtigstes Kriterium gelten und Kältemittel mit einem geringen GWP (Global Warming Potential) verwendet werden. Hermetische Anlagen sollten bevorzugt werden, Leckagen vermieden und Temperaturen optimiert werden.
‚Ach, würden wir doch nur Waschmaschinen bauen‘
Die Aussage eines Teilnehmers brachte es auf den Punkt: Denn während Waschmaschinen nur einer Norm unterworfen sind, gelten beim Bau einer neuen Kälteanlage bis zu 80 Normen. Eine der wichtigsten ist die EN 378, die Sicherheitstechnische und Umweltrelevante Anforderungen für Kälteanlagen und Wärmepumpen beschreibt und gerade in Bezug auf die neue F-Gase-Verordnung ergänzt wurde.
Was das konkret für die Bewilligung einer Kälteanlage bedeutet, erklärte DI Dr. Anton Pirko vom Amt der Niederösterreichischen Landesregierung in seinem Vortrag. Neben einer Reihe von zu überprüfenden gesetzlichen Forderungen wie die Kontrolle auf Dichtheit und das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz seien es auch die Funktionalen Forderungen, welche in die Beurteilung mit einfließen, so DI Dr. Pirko, der in diesem Zusammenhang auch gleich warnt: Die wirtschaftliche Effizienz ist kein öffentlich-rechtliches Schutzgut wie beispielsweise der Emissionsschutz. Energieeffizienz ist also kein Argument für die Bewilligung einer neuen Anlage, nur die CO2 Einsparung ist für die Behörde interessant.
‚Keine Angst vor CO2‘
Zwei Tage lang referierten die Experten der Kälte-Klima-Fachtage nicht nur über die gesetzlichen Grundlagen, sondern offerierten auch eine Reihe von Möglichkeiten, um die neuen Grenzwerte einzuhalten. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Toxizität der einzelnen Stoffe gelegt, auf die Anschaffungskosten, auf den GWP und auf die Dichtheit.
Das Kältemittel R744 (Kohlendioxid) ist eine der genannten Alternativen. Der Vorteil von CO2: Es ist chemisch stabil, der GWP beträgt 1, es ist leicht verfügbar zu einem niedrigen Preis. Der Nachteil ist die hohe Drucklage bei hohen Außentemperaturen und die Lecksuche gestaltet sich teilweise schwierig. Fazit: ‚R744 ist eine gute Wahl, aber nicht die Lösung für jede Anwendung‘, so Ralf Bartzsch von kke Austria GmbH, der ebenfalls anmerkte, dass der Standort des Gaskühlers einen signifikanten Einfluss auf die Energieeffizienz der Anlage habe. Ein gesunder Respekt vor CO2 sei ebenfalls wichtig, auch wenn man keine Angst vor dem Stoff haben muss.
Die Qual der Wahl?
Wärmepumpen mit Wasser als Arbeitsmedium, Propan, Hydrofluor-Olefin, Thermisches Kühlen mit Adsorptionskälteaggregaten, Kältemittel mit Temperaturgleit. Was eignet sich für welche Anlage, wo sind die Risiken? Wasser hätte den Vorteil eines GWP von 0 und keine gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen, die hohen Druckverhältnisse sind jedoch von Nachteil. Propan hat ebenfalls einen niedrigen GWP, ist auch günstig in der Anschaffung, ist aber auch brennbar – Vorsichtsmaßnahmen sollten hier ergriffen werden, vor allem hinsichtlich des Aufstellungsortes.
Das Risiko abschätzen – die Risikoanalyse
Wer neue Anlagen konzipiert, der hat viel zu beachten: Den Aufstellungsort, das Kältemittel, die Kältemittelmenge, etc. Dr. Martin Doktor von TÜV AUSTRIA Services empfiehlt eine Risikoanalyse, um bei komplexeren Anlagen besser einschätzen zu können, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos ist und wie hoch das Schadensausmaß wäre. Hierzu ist geballtes Fachwissen gefragt: Hersteller, Betreiber und ein Moderator setzen sich zusammen, um ihre Kräfte zu bündeln und das Risiko klein zu halten.
Die Energieeffizienzinspektion
Die Energieeffizienzinspektion für Klimaanlagen mit einer Kälteleistung von mehr als 12,0 kw ist gemäß den Landesgesetzen in unterschiedlich langen Intervallen durchzuführen. Es ist somit in Ergänzung zur Sicherheitstechnik auch die Energieeffizienz zu inspektieren.
Geballtes Fachwissen, bis ins kleinste Detail erarbeitet: Die 1. Kälte Klima Fachtage, die von der TÜV AUSTRIA Akademie veranstaltet wurden, waren ein voller Erfolg. Der nächste Termin im Jahr 2017 steht bereits fest: Es ist der 16. – 17.03.2017! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und bedanken uns bei allen Teilnehmer/innen, Ausstellern und Referent/innen für den gelungenen Einstand!