Lärmschutzwände schützen auch vor Luftschadstoffen
- 19.01.2017
- Industry & Energy
- Erstellt von Dipl.-Ing. Norbert Mundl, MSc
Langjährige Erfahrungen in den Bereichen Lärmschutz, Meteorologie und Ausbreitungsrechnung wurden nun aktuell in einer wissenschaftlichen Arbeit erfolgreich vereint.
DI Norbert Mundl, MSc untersuchte in seiner vom TÜV AUSTRIA begleiteten Masterarbeit die Auswirkung von Lärmschutzwänden auf die Schadstoffausbreitung an Straßen. Als Fallbeispiel diente das innerstädtische Pilotlärmschutzprojekt am Theodor-Körner-Hof in Wien Margareten.
Im Dezember 2016 wurde die Arbeit von der Stadt Wien mit dem wissenschaftlichen Förderpreis der MA 22 ausgezeichnet.
Seit Jahrzehnten werden zum Schutz von Siedlungen vor Straßenlärm Schallbarrieren errichtet. Diese bilden zugleich Strömungshindernisse und versprechen auch eine Abschirmung vor Luftschadstoffemissionen der Straße.
Kerninhalt der Untersuchung waren meteorologische Hintergründe zur Wirkung einer Lärmschutzwand als Strömungsbarriere, Befunde ausgewählter internationaler Studien, sowie die Ergebnisse einer hochauflösenden Modellierung mit dem CFD-Ausbreitungsmodell MISKAM.
Studien aus Europa und den USA zeigten Schadstoffreduktionen von bis zu 50 Prozent in einer Entfernung von bis zu 180 Metern hinter verschiedenen Lärmschutzwänden gegenüber einem Referenzszenario ohne Wand. In einzelnen Untersuchungen wurden jedoch auch Konzentrationserhöhungen in kritischen, zu schützenden Bereichen hinter der Wand festgestellt.
Die Wände am Theodor-Körner-Hof zeigen aufgrund ihrer Bauweise zwischen den Gebäudefronten eine besonders hohe Reduktionswirkung für die geschützten Innenhofbereiche (bis zu 70 Prozent gegenüber einem Szenario ohne Wände). Im Gegenzug werden die ungeschützten Bereiche zwischen den Wänden, sowie angrenzende Gebäude und der Straßenraum stärker belastet als zuvor.
In der Gesamtbetrachtung aller untersuchten Aspekte können Lärmschutzwände neben einer Verbesserung der Lärmimmissionssituation auch zur Reduktion von Luftschadstoffkonzentrationen in straßennahen Siedlungsbereichen beitragen.
Ergebnisse sind meist nur für den jeweiligen Untersuchungsort aussagekräftig, können aber zur Grobabschätzung der Situation für jeden Anwendungsfall dienen.
Die Expertise zeigt: Bei der Planung von Lärmschutzwänden sind auch detaillierte Kenntnisse über lokale meteorologische und strömungstechnische Verhältnisse erforderlich. So können lufthygienische Aspekte einer Wand mitberücksichtigt und das Gesamtergebnis für die Anwohner verbessert werden.
Das Know-How zur Schadstoffausbreitung in innerörtlichen Bereichen liefert außerdem Klarheit und Lösungen wenn beispielsweise störende Gerüche nachbarschaftlichen Streit vom Zaun brechen oder Schutz vor der Verbreitung von gesundheitsschädlichen Legionellen aus Kühltürmen gefragt ist.
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