Risikofaktor Erdbeben: Sicher im Aufzug?
- 03.05.2021
- Marketing Infrastructure & Transportation Business Assurance
- Erstellt von Mag. Christine Van den Berg
„Heftiges Erdbeben im Raum Neunkirchen“, „Wieder Erdbeben im Wiener Becken“ – derartige Schlagzeilen haben uns im letzten Monat daran erinnert, dass es in Österreich tatsächlich Gebiete mit realer Gefährdung gibt. Viele der ca. 100 Beben im April waren unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, aber einige waren spürbar: Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 4,6 nach Richter.
Was ist bei der Errichtung zu beachten?
Ereignisse wie diese führen bereits zu leichten Gebäudeschäden und können auch Aufzüge beeinflussen. Übrigens ist nicht nur das Wiener Becken eine gefährdete Zone, es gibt auch weitere Gebiete wie z. B. den Raum Innsbruck oder das Klagenfurter Becken. Die europäische Aufzugsrichtlinie verlangt, dass im Zuge der Errichtung von neuen Aufzügen die Betriebsbedingungen betrachtet und bei potenzieller Gefährdung Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Die europäische Norm EN 81-77 definiert Maßnahmen, die man ergreifen kann, um Aufzüge erdbebensicher zu machen. Diese reichen von Notführungen – für den Fall, dass der Aufzug aus den Führungsschienen entgleist – bis zu Schwingungssensoren. Letztere bewirken, dass der Aufzug im Fall des Falles in die nächste Haltestelle fährt und dann stillgesetzt wird. Diese Norm kann bei Gebäuden, die nach dem Eurocode 8 (gilt für die Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben)errichtet wurden, angewendet werden. Entspricht das Gebäude nicht diesen Anforderungen, so sind bei Vorliegen einer Gefährdung trotzdem Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Diese Maßnahmen sind im Zuge des Inverkehrbringens in der Regel durch einen „Notified Body“ (Benannte Stelle) wie TÜV AUSTRIA zu prüfen.
Generell kam es in den letzten Jahren zu einer verstärkten Bewusstseinsbildung für die Gefährdung durch Erdbeben. Die Baubehörde der Stadt Wien hat nun eine Leitlinie veröffentlicht, die beschreibt, wie vorzugehen ist. Sie dient als Hilfestellung bei der Ermittlung der Erdbebenkategorie für Personen- und Lastenaufzüge in Wien. Für noch mehr Sicherheit im Aufzug wird ein Nachziehen anderer Bundesländer erwartet.
tuvaustria.com/aufzug | Ausbildung, Weiterbildung: Aufzugssicherheit an der TÜV AUSTRIA Akademie
Rückfragehinweis:
Karin Newald, Programmverantwortliche Aufzugssicherheit, Bau- und Gebäudetechnik, TÜV AUSTRIA Akademie, TÜV AUSTRIA-Platz 1, 2345 Brunn am Gebirge, E-Mail: karin.newald(at)tuvaustria.com, Tel.: +43 (0)5 0454 -8179
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